Dienstag, 30. Mai 2017
Das Leben
Es genügt langsam mit den sich schließenden Türen.
Wieso öffnet sich nicht wenigstens ein beschissenes Fenster? Nur einen klitzekleinen Spalt?!

Ich weiß, dass mir das Leben nichts schuldig ist. Aber verdammt nochmal. So ein scheiß Verräter muss es nun auch nicht sein.

Morgen ist der letzte Tag um sich für Masterstudiengänge anzumelden. Es ging im Stress der letzten Wochen, Monate und der Narkolepsie unter.
Ganz abgesehen davon, stimmt mein Schnitt auch nicht. Und zu allem Überfluss habe ich morgen eine Klausur.

Ich fühle mich wie paralysiert. Ich bin bewegungs- und denkunfähig. Ich fühle mich machtlos.
Ich fühle mich, als wäre ich falsch in meinem Körper, als wäre ich in einer Parallelwelt. Stumpf. Und weit, weit weg.

Am liebsten würde ich heulen, schreien, toben. Dennoch sitze ich an meinem Schreibtisch. Und werde in 30 Min zu meiner Vorlesung aufbrechen. Aber ich schreie und heule innerlich. Ich werfe gedanklich Gegenstände durch die Gegend. Und doch sitze ich ruhig.

Ich kann nicht mehr. Ich brauche Urlaub. Abstand.
Ich habe Angst vor der Zukunft. Diese Angst lässt mich erstarren.

Schon wieder sind meine Gedanken wirr.

Ich weiß nicht, wie es nach meiner Bachelorarbeit weiter gehen soll.
Ich weiß nicht, ob ich einen Job finde in dem, was ich studiere. Ich weiß noch nicht einmal in welcher Stadt ich leben möchte. Als ich vorhin vom Einkauf zurücklief dachte ich mir "Das hier war nie mein Zuhause. Geschweige denn eine Heimat. Vielleicht wird es Zeit wieder nach Hause zurückzukehren." Und dann fiel mir ein, dass meine Heimatstadt zwar meine "Herkunft" ist. aber ein Zuhause war sie mir nie. Ich habe dort kein Zuhause. Ich habe dort keine mich liebende Familie. Ich habe zwar eine "Familie" aber Liebe ist dort keine. Eher Egoismus, Missgunst, teilweise sogar "Hass".
Keinen Partner. Kein nichts. Will ich zurück in die Stadt, die zwar wunderschön ist, aber mir so viel Schmerz und Leid bereitete?

Die Stadt in der es die schönsten Gässchen, eine wunderschöne Altstadt, nahezu italienisches Flair hat im Sommer, aber deren Einwohner mir so viel Schmerz und Leid bereitet haben?

Ich bin heimatlos.
Ich bin einsam.

Genau das ist es.

Einsamkeit.

Ich habe zwar Freunde. Sehr gute Freunde. Aber innerlich bin ich einsam. Niemand kennt das Innerste.
Ich habe zu viel Angst, man würde es verletzen.
Ich kann nicht wieder verletzt werden. Alle Menschen, denen ich vertraute, die "das Innerste" kennen, haben es wissentlich verletzt.

Genau deswegen will ich auch keinen festen Partner. Ich müsste ihm das Innerste zeigen. Und habe Angst, dass er mich deswegen nicht gern haben könnte. Oder mich verletzt, wenn er es sieht.
Also bin ich nach außen ruhig. Stark. Lasse es nicht zu, dass irgendjemand das Innerste sieht. Trage meine Rüstung.
"Je schlechter es dir geht, desto besser kleide und schminke dich." Meinte meine Uroma mal. Heute trage ich ein sexy Sommerkleid und Heels. Der Lidstrich wie mit einem Lineal gezogen.

Ich sehne mich gerade danach die Kontrolle abgeben zu können. Den Kopf auszuschalten. Aber nichteinmal Er würde es schaffen. (Abgesehen davon sehe ich ihn frühestens am Wochenende in meiner Heimatstadt.)

Das würde heute nur einer schaffen. Und das ist unmöglich. Dieser Mann ist unmöglich. Es täte mir gut, wie einem Junkie, wenn die Drogen durch seine Venen fließen.. aber danach..Das Erwachen. Das Auftreffen auf dem kalten Boden der Realität. Es brächte mich um. Daher verbannte ich diesen Mann aus meinem Leben. Ab und zu spukt er in meinem Kopf. Ab und zu erreicht mich noch eine Nachricht. So auch vergangenen Donnerstag. Ich blieb standhaft. Aber ausgerechnet jetzt wäre er der einzige Ausweg aus meinem Zustand.
Auch wenn dieser Ausweg nur eine Temporäre Flucht - ein Verschließen der Augen vor der Realität wäre - genau das bräuchte ich jetzt...

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