Sonntag, 4. Juni 2017
Bittersüß
Ich wage es mich kaum zu denken -geschweige denn zu sagen- aber ich glaube ich habe einen neuen Freund gefunden.
Einen platonischen Freund.
Er ist ein Mann, der mich berührt.

Wir lernten uns an meinem "beschissenen Donnerstag" über eine anonyme Online-Plattform kennen. Bzw. einen Tag zuvor, als er schrieb, er könne keine Mädels ansprechen im echten Leben.

Er wusste, ich war die selbe Person. Mir erzählte er es erst am nächsten Tag. Ja, es traf mich. ich fühlte mich ein wenig hintergangen. Aber er war da. An diesem beschissenen Tag war er für mich da.
Wir beschlossen, uns Freitag Abend zu treffen. Um an seinem Problem zu arbeiten, Frauen nicht ansprechen zu können.
Über Tinder, Lovoo und wie sie alle heißen hat er kein Problem Mädels zu finden, aber er hat Angst davor, sie im richtigen Leben kennenzulernen.

Dieses Wochenende fuhr ich eigentlich nur wegen ihm in meine Heimatstadt. Wohl wissend, dass es wieder Stress mit meiner Mutter gäbe...
Also machte ich mich abends fertig. Ich war ein wenig nervös. Mit einem eigentlich fremden Mann treffen, der mir aber bereits sehr nah ist. Der viel über mich und das Monster Narkolepsie weiß.

Wir gingen in eine Bar. Wir unterhielten uns, wir lachten. Er zog mich wegen meines Verhältnisses zu dem Mann auf, der alterstechnisch mein Vater sein könnte. Er nennt ihn "den Grauen" (in seiner Vorstellung ist dieser Mann alt und grau :D). Ich wandelte es spaßeshalber in "das Grauen" um. Das gefiel ihm nicht, denn er kenne ihn ja nicht und er möchte nicht schlecht über einen anderen Menschen reden.
Ein sensibler Mann also. Aber auch ein sehr attraktiver Mann. 28 Jahre jung, schlank, ein sehr hübsches Gesicht, wortgewandt. Derzeit ließt er Hesse.

Wir unterhielten uns auch über seinen Typ Frau. "Das nette Mädel von nebenan". Davon gab es reichlich in der Bar.
Wie groß seine Hemmung eigentlich ist, erfuhr ich, als ich meinte, das eine Mädel, welches gerade auf die Toilette ging würde ich dort ansprechen und sagen, dass er sie total süß fände, sich aber nicht traue...
Er ergriff die Flucht. Als ich zurückkam, war er nicht mehr da. Er stand vor der Bar und rauchte. Er war nervös. Er wollte unbedingt gehen und mit mir reden. Dort, wo keine Menschen zuhörten. Also liefen wir durch die Stadt in eine andere Bar.
Er erklärte mir sein Problem. Danach verstand ich ihn besser. Es ist ein Selbstwertproblem. Er hat Angst davor, dass sie ihn auslachen könne, weil er etwas blödes sagt. Oder tut.

Eine irrationale Angst. das war ihm bewusst. Dieses Problem werden wir schon in den Griff bekommen.

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