Dienstag, 18. Juli 2017
Reich mir deine Hand. Ich will dir meinen Wahnsinn zeigen!
Was ich António heute gerne sagen würde:

Komm zu mir! Lern mich kennen! Richtig. Nicht so oberflächlich! Reich mir die Hand, ich will dir meinen Wahnsinn zeigen. Ich will ihn mit Dir teilen! Ich will mit dir in das nächste Flugzeug steigen!

Ziel: Paris.

Ja, Paris. Wie kitschig. Wie klischeebehaftet.

Ich will dich an der Hand nehmen, ich will lachen, ich will dich auf einer Brücke über der Seine küssen. Es soll nur dich und mich geben. Keine Angst mehr. Keine Angst davor, verurteilt zu werden. Verlaufen in der Stadt. An einer Patisserie vorbei kommen, Macarons kaufen und wieder hinaus raus. Nur Du und ich. Und Millionen Fremder. Die Luft der Fremde einatmen. Die stehende, stickige Juliluft. Deine Hand in meiner. Klebrig, schwitzend. Und trotzdem will ich sie nicht loslassen. Ich will lachen vor Glück, weil wir dort sind. Nur wir beide.

Ich will mit dir barfuß im warmen Sommerregen tanzen. Frei. Die Schuhe in der Hand. Ohne Sorgen. Ohne Erwartungen. Ohne Ziel. Ohne Zwänge. Einfach sein. Einfach sein und einander genießen. Ganz egal, ob das mit uns etwas ernstes werden sollte oder nicht.

Du machst mich so wahnsinnig glücklich.
Als es mir am schlechtesten ging, warst du da. Und weißt es noch nicht einmal wie schlecht es mir ging.

Von einem Mann verlassen, wegen der Narkolepsie. Nicht nur verlassen - Nein, sogar betrogen, belogen, verletzt. So unglaublich verletzt, dass ich dachte, ich könne nie wieder vertrauen. Lachen. Glück empfinden.

Und diese Nacht, die alles verändern sollte, in der ich dich ansprach. Die Abendende oder eher Morgen, die wir redeten, bevor etwas lief. Bzw. die Morgen in denen du referiertest. Erzähltest. Nach durchtanzten Clubnächten meinerseits. Du redetest. Und redetest. Ich kam nicht zu Wort. Nein, ich wollte nichts erzählen. Ich wollte dir nur zuhören. Die Flucht vorm Alltag.

Die erste Nacht, die wir "gemeinsam" verbrachten. Es war alles geklärt "Just Sex and Talk".
Es war einfach. Es war so einfach. So unkompliziert. So unbeschwert.

Meine Gedanken, Sorgen und Ängste gab ich mit dem Mantel an deiner Garderobe ab. Es gab nur Dich, mich und den Sex. In der "heilen Welt" der Blase.

Keiner wusste bescheid. Das tat mir gut. Ich wusste, es bliebe einfach, denn du wolltest auch nur das Körperliche. Doch das änderte sich. Es wurde verschmuster. Inniger. Ich bekam Angst.

Durch Modafinil unfähig Gefühle zu empfinden. Das Herz noch so sehr Verletzt durch den Ex. Vertrauen unmöglich. Ich hatte Angst du würdest dich verlieben und ich müsste dich verletzen...

Jetzt läuft das mit uns schon 5 Monate. Das Modafinil ist weg. Ritalin macht mich zu einem empfindenden Menschen. Ich habe dich in den 3 Wochen, die wir uns nicht sahen, bis letzten Donnerstag furchtbar vermisst. Nicht nur deinen Körper, nicht nur das körperliche.

Ich genieße die Zeit mit dir. Ich genieße es mit dir zu kuscheln, zu schmusen. Auch der Sex ist nach wie vor der Wahnsinn. Auch wenn sich kurioser Weise langsam dein ach so verhasster "Kuschelsex" einschlich und integrierte. Es ging von dir aus. Nicht von mir.
Ich sehe so gern dabei in deine blauen Augen.
Ich schlafe gerne in deinen Armen ein. Deine Arme, die mich wieder zurück ziehen, ins Löffelchen, wenn es mir nachts zu warm wird und ich von dir wegrücke. Morgens wach zu werden, weil du nicht mehr schlafen kannst und mir absichtlich in den Nacken atmest. Nur um mich zu ärgern. Damit ich auch endlich wach werde.

Verliebt im "klassischen Sinne" bin ich nicht. Ich habe keine Schmetterlinge. Aber ich möchte dir so gerne sagen, wie glücklich du mich machst! Wie gern ich mich dir offenbaren würde. Wie gern ich sagen würde "Lass uns raus! Scheiß drauf, was die Leute denken! Ich will mit dir raus! Ich will mit dir Hand in Hand gehen, ich will es versuchen! Denn du machst mich glücklich!"

Glücklicher als ich es bis vor kurzem für möglich hielt.
Und das, obwohl meine Welt gerade bebt. Das, obwohl sie sich neu ordnet...Oder gerade deswegen...? Alles um mich herum gerät aus den Fugen.
Alles um mich herum wackelt. Droht wie ein Kartenhaus über mir zusammen zu brechen. Meine Welt ordnet sich neu.

Und doch träume ich. Ich träume von einem Wochenende in Paris. Mit Dir.

Ich will morgens in einem weiß bezogenen Bett aufwachen, die Sonne scheint herein. Mir die dünne Decke über den Kopf ziehen, du neben mir.
Du willst aufstehen, ich den Moment mit dir noch einen Augenblick genießen. Die Decke über dem Kopf, deine blauen Augen lächeln mich an. Zurück mit dir in einer Blase. In einer Blase aus einem weißen Baumwolltuch und Sonne. Danach wieder raus. Verlaufen in den Straßen. Glücklich, weil du bei mir bist.

Und das ist nur in meinen Gedanken. Ich möchte dir so gern so vieles sagen. Ich möchte, dass du in meine Abgründe siehst. Ich will dir die Ängste zeigen. Ich will mich nicht mehr vor dir verstecken. Ich will, dass du mich siehst. Nicht die Fassade. Tief in mich hinein sollst du sehen. Meine Ängste, Wünsche, Träume und Hoffnungen. Ich will dir so viel sagen. Und doch bleibe ich stumm.

Warum? Aus Angst.

Aus Angst, du wärest verschreckt. Aus Angst du würdest es beenden, aus Rücksicht. Weil du nicht so empfindest wie ich und ich nur deine Worte und Handlungen missinterpretiere.

Aus Angst du würdest nicht verstehen: "Hey, ich hab keine Ahnung, was das ist, lass uns mal raus... Ich weiß nicht, ob ich damit umgehen kann, dass die Leute denken, ich habe mir einen Sugardaddy geangelt (was definitiv nicht der Wahrheit entspricht!). Ich weiß nicht ob ich ihre Blicke ertrüge. Ich mag dich. Ich weiß, du magst mich auch! Was hältst du davon zu sehen, ob es mehr ist als 'mögen'. Lass es uns herausfinden!"

Ich habe Angst du verstehst: "Ich bin verliebt in dich. Bis über beide Ohren! Lass uns zusammen sein als Paar!" Du aber keine Beziehung möchtest, keine romantischen Gefühle für mich hegst und es beendest, aus Angst in "etwas hinein zu geraten." Aus Angst ein Mädel zu verletzen.

Ich habe Angst, dass es auf einmal "schwierig" wird. Und so schweige ich.. Obwohl eine laute Stimme in mir schreit: "Sag es ihm! Sag ihm, wie glücklich er dich macht. Genau jetzt. Mit dem was ihr da tut, was auch immer das gerade ist!"

Ich habe Angst, dass er schreiend wegrennt, wenn ich ihm erzähle, was gerade in meinem Leben im Argen liegt. Habe Angst mit ihm über meine derzeitige Situation zu reden. Habe Angst ihm Details der Narkolepsie zu erzählen. Wie sehr sie mich und mein Studium, mein Leben / dieses Semester beeinflusst.

Angst, ihm von meiner seltsamen Familie zu erzählen. Das hat auch in der "heilen Welt" mit ihm nichts verloren.

Und so träume ich. Ich träume von einem verlängerten Wochenende in Paris. Mit ihm. Nur ihm und mir und dem nächtlichen Sternenhimmel.

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Montag, 17. Juli 2017
António. - Der erste, mysteriöse Abend (1)
Langsam wird es Zeit IHN zu erwähnen. Den Wandel. Oder auch nur den vermeintlichen Wandel.
Es wird auf jeden Fall Zeit für "unsere" Geschichte. Zumindest den Anfang. Wer weiß ob es nicht ein jähes Ende gibt. Soweit ich mich erinnern kann, hab ich das Thema in meinem ersten Eintrag kurz angeschnitten.

"Er" bekommt jetzt einen Namen. Um es anonym zu gestalten ist sein Name -wie jeder andere Name der hier vorkommt- ebenso anonymisiert.

António.

Er selbst verzichtet bei der Schreibweise Seines Namens auf den Akzent. Ich nicht.

Wir lernten uns im Februar kennen. Wenn man das überhaupt Kennenlernen nennen kann. Ich quatschte ihn volltrunken in Kombination mit Modafinil an.

Aber nun der Tag von Anfang an:
Mein ehemaliger Mitbewohner Alex (Auch dieser Name geändert) wohnte damals noch bei mir. Ich hatte Semesterferien und war auf "Heimaturlaub" meine Mama besuchen. Es war ein Freitag. Alex kam nach seiner Arbeit in meine Heimatstadt, wir wollten abends gemeinsam mit meiner besten Freundin und ihren Cousinen weggehen.
Alex kam also in meine Heimatstadt. Wir machten uns fertig zum Ausgehen. Der erste Abend mit Modafinil und Alkohol für mich außerhalb 4 Wänden. Alex wusste bescheid, er sagte, er kümmere sich schon um mich und sorge dafür, dass ich in einem Stück heim käme. Wir wollten es beide ausprobieren. -Es war bekannt, dass ich ab und an Gedächtnislücken habe, mein Wesen sich veränderte, und ich von jetzt auf gleich alle Leichtsinnigkeit über Bord warf und ein "rationaler Automatismus" einsetzte, bei der Kombination mit Alkohol. Alex wollte auch mal Modafinil ausprobieren (da viele dieses Medikament als 'Smart Drug' verwenden um Leistungsfähiger zu sein.) Mir war alles andere als wohl dabei... Er nahm eine, während ich auf der Toilette war und erwähnte es erst danach... Danke.

So weit so gut. Wir waren noch bei meiner Ma, tranken Sekt und Wein, wollten den Bus um 23 Uhr in die Stadt nehmen...
Das taten wir auch. Ich war schon mehr als gut angetrunken. Ich vertrug noch nie viel Sekt.

Wir trafen uns mit Maria und ihren Cousinen... Alex war bereits seit über einem Jahr Single und ist ein Mann der schüchternen Fraktion. Nicht hässlich, kein Instagram-Model... Ein netter Kerl. Wir versuchten ihm mit einer von Marias Cousinen zu verkuppeln... Es gelang nicht so ganz :D aber gut.... Wir hatten in der ersten Bar einen schön Zeit, unterhielten uns, lachten, hatten Spaß.

So weit so gut... Es war 1, es war an der Zeit in einen Club zu gehen... Wir entschieden uns für Smile (auch dieser Name wurde geändert). Eigentlich gar nicht meine Adresse, aber nun gut. Mit verschiedenen Freundeskreisen landet man nun mal in verschiedenen Clubs. Eigentlich gehe ich oft ins -nennen wir es- Jay.

Da waren wir nun im Smile. Und es lief Black. Ich höre ja generell jedes Musikgenre, von Klassik bis Techno... Aber ausgerechnet Black?! Das ist die einzige Musik auf die ich nicht tanzen kann.

Naja, nach 4 Gläsern Sekt und 2 TouchDown in Kombination mit einer Modafinil, kann ich sogar auf Black tanzen.

Und auf einmal sah ich ihn.

ER war hier. Er war im Smile. Ich war verwirrt. Eigentlich ist er doch immer im Jay. Mein betrunkenes Ich sah ihn und dachte sich wohl "hoppla, da stimmt was nicht...geh rüber, sprich mit ihm!"
Er fiel mir schon jedes mal im Jay auf. Nicht nur mir. Er musste jedem auffallen.

Er ist zu alt für beide Clubs. Er ist zu gut angezogen für diese Art von Clubs. Er trägt jedes Mal Chinos, ein Hemd, Jackett, Einstecktuch. Das Jackett sitzt perfekt. Die Manschetten des Hemdes lugen 2 Fingerbreit unter den Jackettärmeln hervor. Er steht nur auf der Treppe des Jay mit einem Glas. Er tanzt nicht. Er beobachtet. Er kennt Gott und die Welt. Bzw. scheinbar kennt ihn die ganze Stadt. Er wird begrüßt, Smalltalk. Und dann steht er wieder -erhaben über das feiernde junge Volk- und beobachtet.
Im Jay sah ich ihn gerne an. Beobachtete aus der Ferne. Erwischte mich dabei "öfter als nötig" die Treppe hoch und runter zu laufen, nur um an ihm vorbei zu laufen.

Gut, nun stand er im Smile und mein berauschter Kopf befahl meinem Körper zu ihm zu gehen. Hier im Smile, auf einer Ebene mit mir und all den anderen, war er keine "unerreichbare Lichtgestalt" wie im Jay. Ich ging also zu ihm und meinte "Was machst du denn hier?! Sonst bist du doch immer im Jay?!".
Er sah mich verwundert an und lächelte.."Freitags bin ich immer im Smile, Samstags im Jay."
An dieser Stelle habe ich die erste "Gedächtnislücke" durch das Modafinil und den Alkohol. Vieles habe ich im Nachhinein erzählt bekommen, manches ist noch Bruchstückhaft vorhanden...
Was ich noch weiß: ich meinte, er wäre mir aufgefallen, weil er immer so gut gekleidet wäre und dass viel Männer sich nicht mehr anzuziehen wüssten... Er meinte daraufhin, er trage heute sogar Lackschuhe. OhKay. Nun folgte eine Frage meinerseits, die unweigerlich bei diesem erwähnten Detail nicht mehr gestellt werden müsse. Sie war obligatorisch. Ich war bereits enttäuscht, dachte die Antwort bereits zu kennen... "Entschuldige die Frage... Aber, bist du schwul?!" Er lachte. ich war überrascht, ich glaube ich wurde rot. Er meinte "Das muss dir nicht peinlich sein. Du bist nicht die erste, die mich das fragt...Nein, ich stehe definitiv auf Frauen!" ich war erleichtert und erfreut. Und selbst überrascht von diesen Gefühlen.
Ich glaube wir unterhielten uns noch ein wenig im Smile, bis er meinte, er würde gerne rauchen gehen, ob ich mitkäme... Natürlich kam ich mit raus.
Ich trug ein schwarzes Kleid, Nylonstrumpfhosen und Pumps, einen Taillengürtel zum schnüren. (Ich trage zum Ausgehen immer ein Kleid, meißt mit Halterlosen, nur das Kleid dieses Abends war zu kurz.)
Da standen wir nun vorm Smile und unterhielten uns... Ich glaube, ich fror. Er bot mir sein Jackett an, welches ich dankend annahm, er half mir hinein. Ich sah das Etikett. Montego. Hausmarke von P und C und war das erste mal überrascht. damit hatte ich nicht gerechnet. Es saß an ihm hervorragend.
Da stand ich nun. Betrunken. in einem Kleid, einem Jackett, welches viel zu groß war, mit einem Mann, der viel zu alt für mich schien, der mir aber sehr gut gefiel. Ich glaube, ich redete zu viel... Ich glaube, er wollte schon wieder hinein gehen... Das Schleifchen meines Taillengürtels verabschiedete sich gerade... Er wies mich darauf hin.. Ich versuchte vergebens ihn neu zu binden... Mein Kopf sagte schon "Scheiße, Aurelia...Verkackt. Du bist zu betrunken... Du bekommst noch nicht mal mehr deinen Gürtel zu, geschweige denn einen eleganten Mann mittleren Alters von dir zu überzeugen!" und dann fragte er noch, ob er mir behilflich sein könne...
Ich meinte, dass es wohl besser wäre...

Er trat näher an mich heran, nahm die schmalen glattledernen Enden des breiten Wildleder Taillengürtels, welcher mich einmal umschlang und zog an den Enden um ihn zu straffen... Und folgender Moment, sollte alles ändern.

Ich blickte ihn an, während er die Enden zu einem Knoten verschlang, er blickte mir flüchtig in die Augen, verharrte in meinem Blick. Und ich sagte ein Wort, nur ein einziges:

"fester."

An diesen Moment erinnere ich mich so klar, als wäre es gestern gewesen und ich nüchtern. Ich sah etwas in seinen Augen. Etwas, das mir bekannt vor kam. Nun war es egal, dass ich zuvor zu viel redete, egal wie viel ich getrunken hatte.
Das Gespräch lief wieder... Er fragte mich, ob ich mit ihm nach Hause käme auf ein Glas Wein.
So viele Gedanken in meinem Kopf. Etwas in mir schrie "JA! JA, ich WILL mit dir nach Hause!" eine andere Stimme in meinem Kopf meinte: "Wenn du jetzt mit ihm heim fährst, dann bist du nur eine Nummer, nur ein Mädel, das er vögelt." "Aurelia, du willst ihn doch! Du hast es dir so oft im Jay vorgestellt, auch als du noch einen festen Freund hattest!"
Bevor ich eine Entscheidung fällen konnte kam Alex aus dem Club. Ich weiß nicht, wie lang António und ich da draußen standen. Alex sah António und mich stehen, er war fassungslos.

Er, der ruhige, zurückhaltende, schüchterne Alex (Modafinil+Alkohol=miese Kombi) Riss mir das Jackett von den Schultern und fragte mich, ob ich sie noch alle hätte. Er fragte mich ob ich spinne. Ich wollte ihm den Haustürschlüssel meiner Ma in die Hand drücken und sagen, dass das in Ordnung sei. Dass ich auch mit António heim fahren würde, wenn ich nüchtern wäre... Alex war so aufgebracht. So kannte ich ihn nicht... Er nickte zu António und meinte "Aurelia, du spinnst! Der is mindestens 100!!" ich versuchte zu deeskalieren.
Aber ich war auch aufgebracht. Ich fühlte mich bevormundet. Ich schickte Alex rein, nachdem er sich weigerte den Schlüssel an sich zu nehmen. António beobachtete es aus der Ferne. Oh gott, war mir Alex' Szene peinlich. Ich verabschiedete mich schon mal wieder gedanklich davon, jemals Antónios Wohnung von innen zu sehen.
Maria kam vor die Türe. Wir sprachen ruhig miteinander. Auch sie fand, dass es keine gute Idee sei mit António heim zu fahren. Aber ich erklärte es ihr. Das war der erste Mann, der mich interessierte, seit dem mein Ex mich im Dezember verließ. Wir redeten in Ruhe, sie sagte: "Aurelia, ich kenne dich... Willst du das wirklich?" Ich sagte nur "Ja, das will ich wirklich, bitte gib Alex den Schlüssel und sag ihm, es täte mir Leid." Sie bejahte es, nahm den Schlüssel an sich und verschwand im Smile.
António kam, sichtlich belustigt und blickte mich fragend an... Ich erklärte ihm, dass Alex mein Mitbewohner sei und nur um mich besorgt, aber alles geklärt wäre und wir jetzt gehen könnten...António blickte mich an und sagte "Es gibt sowieso die Regel 'No sex at first night' kommst du trotzdem mit?" "Natürlich komme ich trotzdem mit!" Ich dachte mir 'Das sagt er jetzt nur so!' "Ich muss noch meine Jacke holen!" -"Gut, Aurelia, wir holen deine Jacke!"

Ich stand in der Schlange vor der Garderobe, noch immer in seinem Jackett, er wartete am Ausgang, hinter mir. Ich suchte die Garderobenmarke in meinem Geldbeutel. ich hörte ein Mädel sagen "oh gott, die is so betrunken, dass sie nicht mal ihre Garderobenmarke findet!" (mein Geldbeutel hat ne Million Fächer. Ich finden nüchtern noch nicht mal meine Bankkarte auf anhieb.) Ich fand sie doch.
Aber mein Kopf dachte sich "Oh gott. Alle wissen es. Sie staren dich an." Es kam mir vor, als grinsten mich alle um mich dreckig an. Und António grinste auch so. Er sprach mit dem Türsteher, als ich nur 1,5m von ihm entfernt war. Auch dieser schien zu grinsen.

Und dann war er da. Der nicht steuerbare Impuls. Der Moment, den ich als den "Moment der reinen Vernunft" bezeichne. Mein Kopf übernimmt die Steuerung über meinen Körper. Ich kann nicht eingreifen. Mein Kopf sagte "Du gibst ihm sein Jackett, du entschuldigst dich, dass du nicht mit zu ihm fahren wirst, nimmst deine Jacke und gehst zurück ins Smile zu deinen Freunden."
Und genau das tat ich. Er bekam sein Jackett und ich sagte, es täte mir leid, aber ich könne nicht.
Auch der Blick dieses Moments ist mir im Gedächtnis eingebrannt. Verwirrung. Entsetzen. Anerkennung.

Und ich ging zurück zu meinen Freunden. Alex und Maria waren erleichtert..."ich bin nicht gefahren, ich bleibe hier!" Ich war sauer. Sauer auf mich selbst. Ich wollte doch mit ihm nach hause?! Gut.. Erst mal nen Gin Tonic an der Bar holen...Zurück bei meinen Freunden... ich blickte noch einmal zur Bar. Und da stand auch er wieder und sah mich verwirrt an. Ich blickte verbittert über meine Entscheidung wehmütig zurück.


António war nicht nach hause gefahren.



...

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Freitag, 26. Mai 2017
Er, ich und die Blase.
Er hat mich gerettet und weiß es nicht einmal.
Nach dem gestrigen Tief mit den Nebenwirkungen der Tabletten und dem Stress der Familie.

Er schrieb mir gestern Abend, nachdem er von nem Festival heimkam. "ich bin zu hause und betrunken und ein bisschen geil" Schon bei dieser WhatsApp wusste ich worauf er hinaus wollte. Ich weiß nur nicht ob es der Anschlag einer Hoffnung war oder einer Befürchtung.
Jedoch wusste ich, bevor die Frage explizit gestellt wurde, ich würde zu ihm fahren. Obwohl wir für die Nacht von Samstag auf Sonntag verabredet waren.

Er meinte per WhatsApp er wäre betrunken und zu nichts als Löffelchen-liegen fähig, aber würde sich freuen.

Große Verwirrung meinerseit. WAS zur Hölle machen wir da? Was zur Hölle mach ICH jetzt? Fahren oder bleiben. Nachgeben oder standhaft bleiben. Wir haben doch nur Sex & Reden. Wieso soll ich zum Schlafen vorbei kommen? Ists für ihn doch mehr? Was sagt das über mich aus, wenn ich fahre? Ists für mich doch mehr? Freue ich mich darüber oder fürchte ich mich davor?

Das Auto meiner Mutter müsse ich bis 8 Uhr zurück gebracht haben. Ich schrieb ihm ich müsse um halb 8 aufbrechen. er meinte zwar es wäre sein freier Tag, aber das bekämen wir hin.

Also schnell ins Bad, Brille runter, Linsen rein. Lidstrich behelfsmäßig ziehen (Er war ja eh betrunken und wir würden nur schlafen). Grob die Beine rasieren (Aufgrund eines miesen Sonnenbrands fiel das die letzten Tage aus). Parfum auflegen - raus zur Türe, rein ins Auto. Schnell auf den Weg zu IHM. Schnell zum Kopf ausschalten.
Schnell die Realität verlassen.
Er öffnete die Türe in Boxershorts und einem kanariengelben Shirt.
Scheinbar wirklich nur schlafen.
ER trägt sonst immer Hemd, Chinos, Anzugschuhe, Jackett und Einstecktuch. (Ohne Einstecktuch fühlt er sich nackt.:D)
Ein Begrüßungskuss folgte. Er ging weiter in die Wohnung. ich zog meine Jacke und Schuhe aus und folgte ihm.
Er lag schon im Bett. Gut, dann gehen wir jetzt ins Bett. Ich schälte mich aus meiner Jeans. Keine Schlafshorts für mich. Gut. Mein Höschen reicht mir auch.
Endlich in seinem Arm. Der Fernseher läuft. Zum ersten Mal läuft der Fernseher. Keine Ahnung was gerade genau läuft.
Ich liege auf seiner Brust in seinem Arm. Mein Arm auf seinem Bauch.
Ich bin entschleunigt. Ich höre seinen Atem.
Ich spüre die Wärme, die von ihm ausgeht.
Er erzählt vom Festival. Von seinen Freunden. Er redet und redet und redet. Und ich lausche seinen Worten. Der Kopf ist frei.
Der Geist ist frei. Kein Stress mehr. Kein Hass. Keine Unruhe. Ich weiß, auch ihm tut es gut mir zu erzählen. Er hat immer viel zu erzählen. Er braucht das.
Auch er hat ein "Defizit".
Er hat Angst, übersehen zu werden.
Er hat Angst, nicht wichtig zu sein.
Er hat Angst, nicht zu genügen.
Und trotz der Fassade des geselligen Lebemanns ist er einsam. Auf der Suche. Wonach? Genau kann ich es noch nicht sagen.
Er hängt noch an seiner Ex.
Er streitet es jedes Mal ab. Aber ich kann es sehen. Ich kann es hören. Manchmal sogar seinen Schmerz darüber fühlen.
Wir tun uns gut. Ich nehme ihn als Mensch, so wie er ist, nicht als das, was er versucht darzustellen.
Er nimmt mich. Mit all meinen Launen und Defiziten. Wir verbringen eine gewisse Zeit miteinander und jeder geht seines Weges.
In "Unserer Blase" (seiner Wohnung) sehen wir die Außenwelt nicht. Evtl. durch kurze WhatsApp Nachrichten. Aber ansonsten sind wir total abgeschirmt. Keiner da draußen weiß über uns bescheid. Es ist unser Geheimnis.

Es tut mir gut.
Er tut mir gut.

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