Freitag, 28. Juli 2017
Wenn sich das Leben einen Scherz erlaubt...
...

Einen schlechten. Mal wieder.

Viel los in den vergangenen Tagen.
Samstag fuhr ich in meine Heimatstadt um in den Geburtstag einer Freundin zu feiern und die Nacht mit António zu verbringen.

Ich buchte eine Mitfahrgelegenheit bei einem jungen Mann. Nichts aufregendes. Wie immer.
Wir fanden uns am verabredeten U-Bahnhof nicht auf Anhieb, also rief er mich an.

Eine absolut sympathische Stimme, französischer Akzent.
Wir unterhielten uns die gesamte Fahrt. Waren uns sympathisch. Auf einer Wellenlänge. Er komme ursprünglich auch Deutschland, arbeitet und wohnt allerdings schon seit 8 Jahren in Paris.

Paris.

Der Ort von dem ich träumte ihn mit António zu besuchen. Allerdings verschwendete ich keinen Gedanken während der ganzen Stunde, die die Autofahrt andauerte, an António. Ich konzentrierte mich ausschließlich auf den jungen Mann zu meiner linken.
Wir kamen in meiner Heimatstadt überpünktlich an. Es stimmte mich ein wenig traurig. Konnte diese Autofahrt schon vorbei sein? Diese unbeschwerte Stunde mit diesem charmanten jungen Mann?! Ich verabschiedete mich, bedankte mich fürs Mitnehmen und stieg aus.

Auf der Geburtstagsparty ging mir der sympathische Autofahrer nicht aus dem Kopf. Ich überlegte ihm zu schreiben, dachte aber, es wäre unangebracht. Dachte mir, es war eine schöne gemeinsame Stunde, behalte sie so in Erinnerung. Besser als einen Korb zu kassieren.

António schrieb.

Shit. António. Ich hab ihn ganz vergessen. Er fragte, in welchem Club ich später wäre... Er freue sich darauf mich die Fassung verlieren zu sehen, wenn ich ihn erblickte. Das tat ich jedes Mal. Ich fühlte mich schuldig. Ich fühlte mich "erwischt". Er schrieb bereits Freitag, wie sehr er sich freue, mich am Samstag endlich wieder "Sein" nennen zu dürfen.

Er wollte, dass ich ihm Samstag Abend mein Höschen in die Hand drückte im Club. Spüren, wie sehr ich mich bereits auf ihn freute...
Ich schrieb, wir wären diesmal in keinem der üblichen. Er meinte, er würde ins Jay gehen, und wir würden uns um halb 3 vor dem Club treffen, in dem ich den Abend wäre und miteinander ein Taxi 'nach Hause' nehmen.
Das Höschen solle ich anbehalten, bis wir im Taxi säßen.

Ich hatte keine große Lust darauf mein Höschen im Taxi auszuziehen und ärgerte mich, dass er nicht zu mir in den Club käme...

Mein Handy vibrierte erneut. Genervt schaute ich aufs Display. Eine Whats App Nachricht einer fremden Nummer mit französischer Vorwahl.
Ein ziehen in der Magengegend. Der "Franzose" schrieb. Er bedauere, dass die Fahrt so schnell endete. Ich antwortete sofort, dass ich das auch fand. Er meinte, er wäre noch eine Weile in der Gegend und wir sollten uns die Tage mal sehen und gemeinsam in meiner Studienstadt Essen gehen.
Ich schrieb zurück, dass ich mich darauf freue. Ich war sehr glücklich darüber.

Später ging es in die Disco. Es waren 90er. Zum Glück kam mein schwuler Freund mit, wir hassen beide die Musik der 90er. Es wurde noch schlimmer als befürchtet. ich durfte keinen Alkohol zu mir nehmen, es wurden die richtig schlechten 90er gespielt und im vorbeigehen griff mir irgendsoein Idiot an den Arsch. So richtig.
Bei "Barbie-Girl" war es an der Zeit sich zu verabschieden. Ich war froh, dass die Uhr viertel nach 2 zeigte. Nochmal frisch machen, aus dem Club.
Zu António.
Er kam um mich "abzuholen". Wir gingen durch eine Gasse richtung Taxi. Er nahm meine Hand, verschränkte seine Finger in meine. Wir schlenderten. Als wir alleine auf der Straße waren drückte er mich gegen eine Hauswand, küsste mich, fasste mir unter den Rock.
Es war merkwürdig. Händchenhalten. Betrunken ist António immer sehr anhänglich...
Wir gingen weiter. Am Ende des Gässchens, auf der "Hauptstraße" hielten wir ein Taxi an und fuhren "gemeinsam" nach Hause. Ich schaffte es tatsächlich mich meines Höschens zu entledigen. Oh Gott, war es mir peinlich. "Was wenn der Taxifahrer es bemerkte?!" António plauschte mit dem Taxifahrer, als wäre nichts... Ich drückte ihm mein Höschen in die Hand.
Er grinste. Sein Blick sagte irgendetwas zwischen "hab ichs dir doch gesagt...!" und "Oh mein Gott, ich freu mich auf zu Hause!!!"

Doch an diesem Abend lief etwas schief....

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Dienstag, 18. Juli 2017
Reich mir deine Hand. Ich will dir meinen Wahnsinn zeigen!
Was ich António heute gerne sagen würde:

Komm zu mir! Lern mich kennen! Richtig. Nicht so oberflächlich! Reich mir die Hand, ich will dir meinen Wahnsinn zeigen. Ich will ihn mit Dir teilen! Ich will mit dir in das nächste Flugzeug steigen!

Ziel: Paris.

Ja, Paris. Wie kitschig. Wie klischeebehaftet.

Ich will dich an der Hand nehmen, ich will lachen, ich will dich auf einer Brücke über der Seine küssen. Es soll nur dich und mich geben. Keine Angst mehr. Keine Angst davor, verurteilt zu werden. Verlaufen in der Stadt. An einer Patisserie vorbei kommen, Macarons kaufen und wieder hinaus raus. Nur Du und ich. Und Millionen Fremder. Die Luft der Fremde einatmen. Die stehende, stickige Juliluft. Deine Hand in meiner. Klebrig, schwitzend. Und trotzdem will ich sie nicht loslassen. Ich will lachen vor Glück, weil wir dort sind. Nur wir beide.

Ich will mit dir barfuß im warmen Sommerregen tanzen. Frei. Die Schuhe in der Hand. Ohne Sorgen. Ohne Erwartungen. Ohne Ziel. Ohne Zwänge. Einfach sein. Einfach sein und einander genießen. Ganz egal, ob das mit uns etwas ernstes werden sollte oder nicht.

Du machst mich so wahnsinnig glücklich.
Als es mir am schlechtesten ging, warst du da. Und weißt es noch nicht einmal wie schlecht es mir ging.

Von einem Mann verlassen, wegen der Narkolepsie. Nicht nur verlassen - Nein, sogar betrogen, belogen, verletzt. So unglaublich verletzt, dass ich dachte, ich könne nie wieder vertrauen. Lachen. Glück empfinden.

Und diese Nacht, die alles verändern sollte, in der ich dich ansprach. Die Abendende oder eher Morgen, die wir redeten, bevor etwas lief. Bzw. die Morgen in denen du referiertest. Erzähltest. Nach durchtanzten Clubnächten meinerseits. Du redetest. Und redetest. Ich kam nicht zu Wort. Nein, ich wollte nichts erzählen. Ich wollte dir nur zuhören. Die Flucht vorm Alltag.

Die erste Nacht, die wir "gemeinsam" verbrachten. Es war alles geklärt "Just Sex and Talk".
Es war einfach. Es war so einfach. So unkompliziert. So unbeschwert.

Meine Gedanken, Sorgen und Ängste gab ich mit dem Mantel an deiner Garderobe ab. Es gab nur Dich, mich und den Sex. In der "heilen Welt" der Blase.

Keiner wusste bescheid. Das tat mir gut. Ich wusste, es bliebe einfach, denn du wolltest auch nur das Körperliche. Doch das änderte sich. Es wurde verschmuster. Inniger. Ich bekam Angst.

Durch Modafinil unfähig Gefühle zu empfinden. Das Herz noch so sehr Verletzt durch den Ex. Vertrauen unmöglich. Ich hatte Angst du würdest dich verlieben und ich müsste dich verletzen...

Jetzt läuft das mit uns schon 5 Monate. Das Modafinil ist weg. Ritalin macht mich zu einem empfindenden Menschen. Ich habe dich in den 3 Wochen, die wir uns nicht sahen, bis letzten Donnerstag furchtbar vermisst. Nicht nur deinen Körper, nicht nur das körperliche.

Ich genieße die Zeit mit dir. Ich genieße es mit dir zu kuscheln, zu schmusen. Auch der Sex ist nach wie vor der Wahnsinn. Auch wenn sich kurioser Weise langsam dein ach so verhasster "Kuschelsex" einschlich und integrierte. Es ging von dir aus. Nicht von mir.
Ich sehe so gern dabei in deine blauen Augen.
Ich schlafe gerne in deinen Armen ein. Deine Arme, die mich wieder zurück ziehen, ins Löffelchen, wenn es mir nachts zu warm wird und ich von dir wegrücke. Morgens wach zu werden, weil du nicht mehr schlafen kannst und mir absichtlich in den Nacken atmest. Nur um mich zu ärgern. Damit ich auch endlich wach werde.

Verliebt im "klassischen Sinne" bin ich nicht. Ich habe keine Schmetterlinge. Aber ich möchte dir so gerne sagen, wie glücklich du mich machst! Wie gern ich mich dir offenbaren würde. Wie gern ich sagen würde "Lass uns raus! Scheiß drauf, was die Leute denken! Ich will mit dir raus! Ich will mit dir Hand in Hand gehen, ich will es versuchen! Denn du machst mich glücklich!"

Glücklicher als ich es bis vor kurzem für möglich hielt.
Und das, obwohl meine Welt gerade bebt. Das, obwohl sie sich neu ordnet...Oder gerade deswegen...? Alles um mich herum gerät aus den Fugen.
Alles um mich herum wackelt. Droht wie ein Kartenhaus über mir zusammen zu brechen. Meine Welt ordnet sich neu.

Und doch träume ich. Ich träume von einem Wochenende in Paris. Mit Dir.

Ich will morgens in einem weiß bezogenen Bett aufwachen, die Sonne scheint herein. Mir die dünne Decke über den Kopf ziehen, du neben mir.
Du willst aufstehen, ich den Moment mit dir noch einen Augenblick genießen. Die Decke über dem Kopf, deine blauen Augen lächeln mich an. Zurück mit dir in einer Blase. In einer Blase aus einem weißen Baumwolltuch und Sonne. Danach wieder raus. Verlaufen in den Straßen. Glücklich, weil du bei mir bist.

Und das ist nur in meinen Gedanken. Ich möchte dir so gern so vieles sagen. Ich möchte, dass du in meine Abgründe siehst. Ich will dir die Ängste zeigen. Ich will mich nicht mehr vor dir verstecken. Ich will, dass du mich siehst. Nicht die Fassade. Tief in mich hinein sollst du sehen. Meine Ängste, Wünsche, Träume und Hoffnungen. Ich will dir so viel sagen. Und doch bleibe ich stumm.

Warum? Aus Angst.

Aus Angst, du wärest verschreckt. Aus Angst du würdest es beenden, aus Rücksicht. Weil du nicht so empfindest wie ich und ich nur deine Worte und Handlungen missinterpretiere.

Aus Angst du würdest nicht verstehen: "Hey, ich hab keine Ahnung, was das ist, lass uns mal raus... Ich weiß nicht, ob ich damit umgehen kann, dass die Leute denken, ich habe mir einen Sugardaddy geangelt (was definitiv nicht der Wahrheit entspricht!). Ich weiß nicht ob ich ihre Blicke ertrüge. Ich mag dich. Ich weiß, du magst mich auch! Was hältst du davon zu sehen, ob es mehr ist als 'mögen'. Lass es uns herausfinden!"

Ich habe Angst du verstehst: "Ich bin verliebt in dich. Bis über beide Ohren! Lass uns zusammen sein als Paar!" Du aber keine Beziehung möchtest, keine romantischen Gefühle für mich hegst und es beendest, aus Angst in "etwas hinein zu geraten." Aus Angst ein Mädel zu verletzen.

Ich habe Angst, dass es auf einmal "schwierig" wird. Und so schweige ich.. Obwohl eine laute Stimme in mir schreit: "Sag es ihm! Sag ihm, wie glücklich er dich macht. Genau jetzt. Mit dem was ihr da tut, was auch immer das gerade ist!"

Ich habe Angst, dass er schreiend wegrennt, wenn ich ihm erzähle, was gerade in meinem Leben im Argen liegt. Habe Angst mit ihm über meine derzeitige Situation zu reden. Habe Angst ihm Details der Narkolepsie zu erzählen. Wie sehr sie mich und mein Studium, mein Leben / dieses Semester beeinflusst.

Angst, ihm von meiner seltsamen Familie zu erzählen. Das hat auch in der "heilen Welt" mit ihm nichts verloren.

Und so träume ich. Ich träume von einem verlängerten Wochenende in Paris. Mit ihm. Nur ihm und mir und dem nächtlichen Sternenhimmel.

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Montag, 17. Juli 2017
António. - Der erste, mysteriöse Abend (1)
Langsam wird es Zeit IHN zu erwähnen. Den Wandel. Oder auch nur den vermeintlichen Wandel.
Es wird auf jeden Fall Zeit für "unsere" Geschichte. Zumindest den Anfang. Wer weiß ob es nicht ein jähes Ende gibt. Soweit ich mich erinnern kann, hab ich das Thema in meinem ersten Eintrag kurz angeschnitten.

"Er" bekommt jetzt einen Namen. Um es anonym zu gestalten ist sein Name -wie jeder andere Name der hier vorkommt- ebenso anonymisiert.

António.

Er selbst verzichtet bei der Schreibweise Seines Namens auf den Akzent. Ich nicht.

Wir lernten uns im Februar kennen. Wenn man das überhaupt Kennenlernen nennen kann. Ich quatschte ihn volltrunken in Kombination mit Modafinil an.

Aber nun der Tag von Anfang an:
Mein ehemaliger Mitbewohner Alex (Auch dieser Name geändert) wohnte damals noch bei mir. Ich hatte Semesterferien und war auf "Heimaturlaub" meine Mama besuchen. Es war ein Freitag. Alex kam nach seiner Arbeit in meine Heimatstadt, wir wollten abends gemeinsam mit meiner besten Freundin und ihren Cousinen weggehen.
Alex kam also in meine Heimatstadt. Wir machten uns fertig zum Ausgehen. Der erste Abend mit Modafinil und Alkohol für mich außerhalb 4 Wänden. Alex wusste bescheid, er sagte, er kümmere sich schon um mich und sorge dafür, dass ich in einem Stück heim käme. Wir wollten es beide ausprobieren. -Es war bekannt, dass ich ab und an Gedächtnislücken habe, mein Wesen sich veränderte, und ich von jetzt auf gleich alle Leichtsinnigkeit über Bord warf und ein "rationaler Automatismus" einsetzte, bei der Kombination mit Alkohol. Alex wollte auch mal Modafinil ausprobieren (da viele dieses Medikament als 'Smart Drug' verwenden um Leistungsfähiger zu sein.) Mir war alles andere als wohl dabei... Er nahm eine, während ich auf der Toilette war und erwähnte es erst danach... Danke.

So weit so gut. Wir waren noch bei meiner Ma, tranken Sekt und Wein, wollten den Bus um 23 Uhr in die Stadt nehmen...
Das taten wir auch. Ich war schon mehr als gut angetrunken. Ich vertrug noch nie viel Sekt.

Wir trafen uns mit Maria und ihren Cousinen... Alex war bereits seit über einem Jahr Single und ist ein Mann der schüchternen Fraktion. Nicht hässlich, kein Instagram-Model... Ein netter Kerl. Wir versuchten ihm mit einer von Marias Cousinen zu verkuppeln... Es gelang nicht so ganz :D aber gut.... Wir hatten in der ersten Bar einen schön Zeit, unterhielten uns, lachten, hatten Spaß.

So weit so gut... Es war 1, es war an der Zeit in einen Club zu gehen... Wir entschieden uns für Smile (auch dieser Name wurde geändert). Eigentlich gar nicht meine Adresse, aber nun gut. Mit verschiedenen Freundeskreisen landet man nun mal in verschiedenen Clubs. Eigentlich gehe ich oft ins -nennen wir es- Jay.

Da waren wir nun im Smile. Und es lief Black. Ich höre ja generell jedes Musikgenre, von Klassik bis Techno... Aber ausgerechnet Black?! Das ist die einzige Musik auf die ich nicht tanzen kann.

Naja, nach 4 Gläsern Sekt und 2 TouchDown in Kombination mit einer Modafinil, kann ich sogar auf Black tanzen.

Und auf einmal sah ich ihn.

ER war hier. Er war im Smile. Ich war verwirrt. Eigentlich ist er doch immer im Jay. Mein betrunkenes Ich sah ihn und dachte sich wohl "hoppla, da stimmt was nicht...geh rüber, sprich mit ihm!"
Er fiel mir schon jedes mal im Jay auf. Nicht nur mir. Er musste jedem auffallen.

Er ist zu alt für beide Clubs. Er ist zu gut angezogen für diese Art von Clubs. Er trägt jedes Mal Chinos, ein Hemd, Jackett, Einstecktuch. Das Jackett sitzt perfekt. Die Manschetten des Hemdes lugen 2 Fingerbreit unter den Jackettärmeln hervor. Er steht nur auf der Treppe des Jay mit einem Glas. Er tanzt nicht. Er beobachtet. Er kennt Gott und die Welt. Bzw. scheinbar kennt ihn die ganze Stadt. Er wird begrüßt, Smalltalk. Und dann steht er wieder -erhaben über das feiernde junge Volk- und beobachtet.
Im Jay sah ich ihn gerne an. Beobachtete aus der Ferne. Erwischte mich dabei "öfter als nötig" die Treppe hoch und runter zu laufen, nur um an ihm vorbei zu laufen.

Gut, nun stand er im Smile und mein berauschter Kopf befahl meinem Körper zu ihm zu gehen. Hier im Smile, auf einer Ebene mit mir und all den anderen, war er keine "unerreichbare Lichtgestalt" wie im Jay. Ich ging also zu ihm und meinte "Was machst du denn hier?! Sonst bist du doch immer im Jay?!".
Er sah mich verwundert an und lächelte.."Freitags bin ich immer im Smile, Samstags im Jay."
An dieser Stelle habe ich die erste "Gedächtnislücke" durch das Modafinil und den Alkohol. Vieles habe ich im Nachhinein erzählt bekommen, manches ist noch Bruchstückhaft vorhanden...
Was ich noch weiß: ich meinte, er wäre mir aufgefallen, weil er immer so gut gekleidet wäre und dass viel Männer sich nicht mehr anzuziehen wüssten... Er meinte daraufhin, er trage heute sogar Lackschuhe. OhKay. Nun folgte eine Frage meinerseits, die unweigerlich bei diesem erwähnten Detail nicht mehr gestellt werden müsse. Sie war obligatorisch. Ich war bereits enttäuscht, dachte die Antwort bereits zu kennen... "Entschuldige die Frage... Aber, bist du schwul?!" Er lachte. ich war überrascht, ich glaube ich wurde rot. Er meinte "Das muss dir nicht peinlich sein. Du bist nicht die erste, die mich das fragt...Nein, ich stehe definitiv auf Frauen!" ich war erleichtert und erfreut. Und selbst überrascht von diesen Gefühlen.
Ich glaube wir unterhielten uns noch ein wenig im Smile, bis er meinte, er würde gerne rauchen gehen, ob ich mitkäme... Natürlich kam ich mit raus.
Ich trug ein schwarzes Kleid, Nylonstrumpfhosen und Pumps, einen Taillengürtel zum schnüren. (Ich trage zum Ausgehen immer ein Kleid, meißt mit Halterlosen, nur das Kleid dieses Abends war zu kurz.)
Da standen wir nun vorm Smile und unterhielten uns... Ich glaube, ich fror. Er bot mir sein Jackett an, welches ich dankend annahm, er half mir hinein. Ich sah das Etikett. Montego. Hausmarke von P und C und war das erste mal überrascht. damit hatte ich nicht gerechnet. Es saß an ihm hervorragend.
Da stand ich nun. Betrunken. in einem Kleid, einem Jackett, welches viel zu groß war, mit einem Mann, der viel zu alt für mich schien, der mir aber sehr gut gefiel. Ich glaube, ich redete zu viel... Ich glaube, er wollte schon wieder hinein gehen... Das Schleifchen meines Taillengürtels verabschiedete sich gerade... Er wies mich darauf hin.. Ich versuchte vergebens ihn neu zu binden... Mein Kopf sagte schon "Scheiße, Aurelia...Verkackt. Du bist zu betrunken... Du bekommst noch nicht mal mehr deinen Gürtel zu, geschweige denn einen eleganten Mann mittleren Alters von dir zu überzeugen!" und dann fragte er noch, ob er mir behilflich sein könne...
Ich meinte, dass es wohl besser wäre...

Er trat näher an mich heran, nahm die schmalen glattledernen Enden des breiten Wildleder Taillengürtels, welcher mich einmal umschlang und zog an den Enden um ihn zu straffen... Und folgender Moment, sollte alles ändern.

Ich blickte ihn an, während er die Enden zu einem Knoten verschlang, er blickte mir flüchtig in die Augen, verharrte in meinem Blick. Und ich sagte ein Wort, nur ein einziges:

"fester."

An diesen Moment erinnere ich mich so klar, als wäre es gestern gewesen und ich nüchtern. Ich sah etwas in seinen Augen. Etwas, das mir bekannt vor kam. Nun war es egal, dass ich zuvor zu viel redete, egal wie viel ich getrunken hatte.
Das Gespräch lief wieder... Er fragte mich, ob ich mit ihm nach Hause käme auf ein Glas Wein.
So viele Gedanken in meinem Kopf. Etwas in mir schrie "JA! JA, ich WILL mit dir nach Hause!" eine andere Stimme in meinem Kopf meinte: "Wenn du jetzt mit ihm heim fährst, dann bist du nur eine Nummer, nur ein Mädel, das er vögelt." "Aurelia, du willst ihn doch! Du hast es dir so oft im Jay vorgestellt, auch als du noch einen festen Freund hattest!"
Bevor ich eine Entscheidung fällen konnte kam Alex aus dem Club. Ich weiß nicht, wie lang António und ich da draußen standen. Alex sah António und mich stehen, er war fassungslos.

Er, der ruhige, zurückhaltende, schüchterne Alex (Modafinil+Alkohol=miese Kombi) Riss mir das Jackett von den Schultern und fragte mich, ob ich sie noch alle hätte. Er fragte mich ob ich spinne. Ich wollte ihm den Haustürschlüssel meiner Ma in die Hand drücken und sagen, dass das in Ordnung sei. Dass ich auch mit António heim fahren würde, wenn ich nüchtern wäre... Alex war so aufgebracht. So kannte ich ihn nicht... Er nickte zu António und meinte "Aurelia, du spinnst! Der is mindestens 100!!" ich versuchte zu deeskalieren.
Aber ich war auch aufgebracht. Ich fühlte mich bevormundet. Ich schickte Alex rein, nachdem er sich weigerte den Schlüssel an sich zu nehmen. António beobachtete es aus der Ferne. Oh gott, war mir Alex' Szene peinlich. Ich verabschiedete mich schon mal wieder gedanklich davon, jemals Antónios Wohnung von innen zu sehen.
Maria kam vor die Türe. Wir sprachen ruhig miteinander. Auch sie fand, dass es keine gute Idee sei mit António heim zu fahren. Aber ich erklärte es ihr. Das war der erste Mann, der mich interessierte, seit dem mein Ex mich im Dezember verließ. Wir redeten in Ruhe, sie sagte: "Aurelia, ich kenne dich... Willst du das wirklich?" Ich sagte nur "Ja, das will ich wirklich, bitte gib Alex den Schlüssel und sag ihm, es täte mir Leid." Sie bejahte es, nahm den Schlüssel an sich und verschwand im Smile.
António kam, sichtlich belustigt und blickte mich fragend an... Ich erklärte ihm, dass Alex mein Mitbewohner sei und nur um mich besorgt, aber alles geklärt wäre und wir jetzt gehen könnten...António blickte mich an und sagte "Es gibt sowieso die Regel 'No sex at first night' kommst du trotzdem mit?" "Natürlich komme ich trotzdem mit!" Ich dachte mir 'Das sagt er jetzt nur so!' "Ich muss noch meine Jacke holen!" -"Gut, Aurelia, wir holen deine Jacke!"

Ich stand in der Schlange vor der Garderobe, noch immer in seinem Jackett, er wartete am Ausgang, hinter mir. Ich suchte die Garderobenmarke in meinem Geldbeutel. ich hörte ein Mädel sagen "oh gott, die is so betrunken, dass sie nicht mal ihre Garderobenmarke findet!" (mein Geldbeutel hat ne Million Fächer. Ich finden nüchtern noch nicht mal meine Bankkarte auf anhieb.) Ich fand sie doch.
Aber mein Kopf dachte sich "Oh gott. Alle wissen es. Sie staren dich an." Es kam mir vor, als grinsten mich alle um mich dreckig an. Und António grinste auch so. Er sprach mit dem Türsteher, als ich nur 1,5m von ihm entfernt war. Auch dieser schien zu grinsen.

Und dann war er da. Der nicht steuerbare Impuls. Der Moment, den ich als den "Moment der reinen Vernunft" bezeichne. Mein Kopf übernimmt die Steuerung über meinen Körper. Ich kann nicht eingreifen. Mein Kopf sagte "Du gibst ihm sein Jackett, du entschuldigst dich, dass du nicht mit zu ihm fahren wirst, nimmst deine Jacke und gehst zurück ins Smile zu deinen Freunden."
Und genau das tat ich. Er bekam sein Jackett und ich sagte, es täte mir leid, aber ich könne nicht.
Auch der Blick dieses Moments ist mir im Gedächtnis eingebrannt. Verwirrung. Entsetzen. Anerkennung.

Und ich ging zurück zu meinen Freunden. Alex und Maria waren erleichtert..."ich bin nicht gefahren, ich bleibe hier!" Ich war sauer. Sauer auf mich selbst. Ich wollte doch mit ihm nach hause?! Gut.. Erst mal nen Gin Tonic an der Bar holen...Zurück bei meinen Freunden... ich blickte noch einmal zur Bar. Und da stand auch er wieder und sah mich verwirrt an. Ich blickte verbittert über meine Entscheidung wehmütig zurück.


António war nicht nach hause gefahren.



...

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Sonntag, 16. Juli 2017
Das Monster - die Narkolepsie
Nun war es so weit. Ich kann sie nicht weiter verleugnen. Ich kann nicht so tun, als forderte das Monster keinen Raum in meinem Leben. Ich kann es nicht einfach betäuben mit Modafinil und bei Seite schieben.

Ich kann es nicht einfach ignorieren. Ich muss es akzeptieren, ich muss einsehen, dass diese Krankheit mehr ist als eine Lappalie.

Die Dosierung der Modafinil funktionierte seit ein paar Wochen nicht mehr. Zu erst im Mai der Break-Down.
Das Emotionale Sterben um das ich so dankbar war, wurde auf ein Mal zu viel für mich.
Also suchte ich im Juni meinen Neurologen auf. Ich beschrieb ihm die Situation. Das Modafinil und die Coffeintabletten würden nicht mehr zuverlassig wirken. Ich schliefe in Vorlesungen ein und fühlte mich innerlich getrieben.
Er wusste keinen besseren Rat als "dann erhöhen Sie die Dosis." Er hat keine Ahnung von dieser Krankheit. Als ich vor ihm saß, las er die Leitlinie der Deutschen Narkolepsie Gesellschaft. (Yeah, gut vorbereitet, Doc!)
Offenbar war er mit den Empfehlungen darin nicht zufrieden und Telefonierte mit Kollegen, die ihm allesamt etwas anderes empfahlen.
Ich sagte auch, ich hätte den Eindruck zwar wach zu sein, aber könne nicht lernen. "Früher" konnte ich 60 Faust-Zitate in 60 min in genauem Wortlaut wieder geben, heute sitze ich 4h am Schreibtisch und lese einen Text zum 3. Mal und denke mir "noch nie was davon gehört." Er meinte, er könne nichts machen und verabschiedete mich mit den Worten: "Aber Frau O. Sie sind ja nicht dumm. Sie schaffen das schon!"

Die Unverschämtheit dieser Worte wurde mir erst im Nachhinein bewusst. Es verletzte mich. Ich fühlte mich nicht ernst genommen. Aber okay...

'Here we go" - Dosiserhöhung.
Also gut. Dann erhöhen wir die Dosis. Ich merkte, dass ich emotional labiler wurde. Ich fühlte mich leer. trotzdem war die Grundstimmung gedrückt. Weinerlich. Samstag heulte ich und wusste nicht warum. ich versuchte so gut es ging zu lernen. Es klappte nicht. Ich telefonierte viel mit einem Freund. Lenkte mich ab. Denken ging nicht mehr. Sonntag dann der SuperGau.

Der Break-Down

Sonntag wusste ich nichts mit mir anzufangen. Ich lag im Bett, ging hinaus... Ich fühlte mich immer weniger. Lag eine Stunde auf meinem Bett. ich hatte den Verlust des Ich-Gefühls. ich kann es nicht genau beschreiben. Ich fühlte weniger als die Leere. Ich fühlte mich, als bestünde ich aus meinem Kopf. Ausschließlich meines Geistes. Sah mein Bein vor mir liegen, aber hatte keinerlei Bezug dazu. Tränen traten aus meinen Augen. Keine Ahnung wieso ich heulte. Denn, ich war nichts als ein leerer Kopf. Herrin keiner Gedanken. Ich "existierte" und war mir noch nicht einmal sicher, ob ich es tat.

Zurück am Schreibtisch, fiel mir das Lesen schwer. Und aus dem Nichts beschleunigte mein Atem, ich heulte, ich schluchzte. Panik überkam mich. Ich war überfordert. Womit? keine Ahnung. Ich hielt mich nicht aus. Nicht die Leere. Innerlich getrieben, innerlich zerstört. Ich hatte das Gefühl die Last der Welt läge auf meinen Schultern. Mein Kopf befahl meinem Körper sich auf den Boden zu setzen. Oder war es mein Körper - mein ureigener Instikt, der mich auf den Boden zwang? Der Boden reichte nicht. Ich saß unter meinem Schreibtisch. Ich heulte noch immer. Ich rief meine Mutter an. Sie war -Wie immer- keine Hilfe. Also rief ich meinen ehemaligen Mitbewohner an. Es war nachts um 12. Er schlief bereits. Stand aber auf, zog sich an und radelte zu mir. Er nahm mich in den Arm, es war mir zu viel. Er setzte sich zu mir aufs Bett. Er hörte mir zu, er tat mir gut. Allein seine Anwesenheit beruhigte mich. Es waren die Nebenwirkungen der hochdosierten Modafinil. Eine irrationale Angst. Der Verlust des Ichs.
Mein ehemaliger Mitbewohner blieb über Nacht. Es tat mir gut. Er ist der Mensch auf den ich mich verlassen kann. Er ist der Mensch, der mich besser kennt als ich mich. und dafür liebe ich ihn. Keine romantische, klebrig süße, kitschige Liebe. Aufrichtige Liebe, verbunden mit Dankbarkeit. Eine platonische Liebe, die alle Zeiten, alle Partner überdauern wird.

Montag morgen war ich beim Neurologen. Wenn man ohne Termin im Wartezimmer eines Facharztes sitzt, der erste Patient ein Mann ist, der Arzt aus seinem Sprechzimmer kommt um seinen Terminpatienten abzuholen, der Doc schon ansetzt "Herr..."- sein Blick fiel kurz in meine Richtung. Er Stockte im Satz. Der Satz endete wie folgt: "Herr....Fuck.Frau O.!"

Wen einem erwachsenen Mann, Ende 40 in seiner Praxis das Wort "Fuck" enfährt, weiß man ungefähr, wie ich aussah.
Ich saß ihm gegenüber. ich sagte ihm, es wäre mir scheiß-egal was er mir jetzt verschriebe, ich will nur, dass DAS aufhört. Ich zitterte. ich heulte. ich war verzweifelt.
Und mein Arzt nahm mich ernst. Kein "Sie sind ja nicht dumm, Sie schaffen das schon" mehr. Er war besorgt. Er verschrieb mir Ritalin.

Ja, ich habe Angst vor diesen Tabletten. An jedem Kind, das diese Tabletten bekommt (und nicht wirklich ADHS hat, sondern eigentlich mal raus auf den Fußballplatz müsste um sich zu bewegen), wird meiner Meinung nach schwere Körperverletzung begangen. Durchgeführt durch Eltern und Ärzte. Ich als erwachsene Frau nehme sie nicht gern. Aber sie halten mich wach. Ich habe trotzdem einen riesen Respekt vor ihnen.
Seit 13 Tagen nehme ich nun Ritalin.
Es tut mir gut.
Ich habe Emotionen. Normale, in normalen Dosen.
Ich bin fröhlich.
Ich habe keine irrationale Angst vor der Zukunft mehr.
Ich kann lernen.
Aber das beste: ich bin wach. Angenehm wach. Nicht wie unter Modafinil. Modafinil hielt mich wach, aber irgendwie wars keine "angenehme" Wachheit.
Nun bin ich wach, habe ein "normales" Mittagstief, nehme meine 2 Tablette, lege mich 30min hin, wache auf vom Klingelnmeines Weckers, setze mich an den Schreibtisch und behalte den Lernstoff. Nicht so wie mein "gesundes Ich" früher.. aber langsam, ganz langsam behalte ich gelesenes.
Abends, gegen 22.00 werde ich dann müde. nicht so erschlagen wie unter Modafinil. Angenehm müde. Ich nenne es gerne "bettschwer". mein Kopf leicht benommen, die glieder schwer... Zeit fürs Bad.
Ich gehe seit fast 2 Wochen gerne ins Bett. lese noch 20 Minuten, mache das Licht aus, drehe mich um und schlafe.

Keine Albträume mehr. Kaum mehr Schlafparalysen, diese hatte ich mit Modafinil gehäuft.

Auch wehrt sich mein Körper morgens nicht, das Ritalin zu nehmen. Bei Modafinil sah das anders aus. Ritalin braucht zwar länger (es ist retardiert), aber die 1,5 h schaffe ich schon zu überbrücken.

Ich hoffe, es bleibt erst mal so. Im August darf ich endlich ins Schlaflabor. Ich freue mich. Bis dahin sind noch 2 Klausuren, die ich (hoffentlich) gut hinbekomme. Der Neurologe hat mich zwar für alle krank geschrieben, allerdings will ich dieses Semester nicht verloren haben.

Ja, ich muss "Das Monster" in mein Leben integrieren. Ja, ich muss ihm Raum geben. Ich kann es nicht länger ignorieren, verdrängen, versuchen mit Tabletten ruhig zu stellen.

Aber ich werde mein Leben nicht aufgeben. ich muss nun noch ein Semester länger studieren. Ich gebe alles ab, was mich zusätzlich belastet. Hab 1 Klausur geschoben, eine durchgestrichen (mir ging die Zeit aus). Auch meinen Dozenten, der die Bachelorarbeit betreut, werde ich morgen über die Narkolepsie in Kenntnis setzen und um eine Frustverlängerung oder ein neues Thema für kommendes Semester bitten. 8 Klausuren PLUS BA sind doch zu viel...

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Sonntag, 4. Juni 2017
Bittersüß
Ich wage es mich kaum zu denken -geschweige denn zu sagen- aber ich glaube ich habe einen neuen Freund gefunden.
Einen platonischen Freund.
Er ist ein Mann, der mich berührt.

Wir lernten uns an meinem "beschissenen Donnerstag" über eine anonyme Online-Plattform kennen. Bzw. einen Tag zuvor, als er schrieb, er könne keine Mädels ansprechen im echten Leben.

Er wusste, ich war die selbe Person. Mir erzählte er es erst am nächsten Tag. Ja, es traf mich. ich fühlte mich ein wenig hintergangen. Aber er war da. An diesem beschissenen Tag war er für mich da.
Wir beschlossen, uns Freitag Abend zu treffen. Um an seinem Problem zu arbeiten, Frauen nicht ansprechen zu können.
Über Tinder, Lovoo und wie sie alle heißen hat er kein Problem Mädels zu finden, aber er hat Angst davor, sie im richtigen Leben kennenzulernen.

Dieses Wochenende fuhr ich eigentlich nur wegen ihm in meine Heimatstadt. Wohl wissend, dass es wieder Stress mit meiner Mutter gäbe...
Also machte ich mich abends fertig. Ich war ein wenig nervös. Mit einem eigentlich fremden Mann treffen, der mir aber bereits sehr nah ist. Der viel über mich und das Monster Narkolepsie weiß.

Wir gingen in eine Bar. Wir unterhielten uns, wir lachten. Er zog mich wegen meines Verhältnisses zu dem Mann auf, der alterstechnisch mein Vater sein könnte. Er nennt ihn "den Grauen" (in seiner Vorstellung ist dieser Mann alt und grau :D). Ich wandelte es spaßeshalber in "das Grauen" um. Das gefiel ihm nicht, denn er kenne ihn ja nicht und er möchte nicht schlecht über einen anderen Menschen reden.
Ein sensibler Mann also. Aber auch ein sehr attraktiver Mann. 28 Jahre jung, schlank, ein sehr hübsches Gesicht, wortgewandt. Derzeit ließt er Hesse.

Wir unterhielten uns auch über seinen Typ Frau. "Das nette Mädel von nebenan". Davon gab es reichlich in der Bar.
Wie groß seine Hemmung eigentlich ist, erfuhr ich, als ich meinte, das eine Mädel, welches gerade auf die Toilette ging würde ich dort ansprechen und sagen, dass er sie total süß fände, sich aber nicht traue...
Er ergriff die Flucht. Als ich zurückkam, war er nicht mehr da. Er stand vor der Bar und rauchte. Er war nervös. Er wollte unbedingt gehen und mit mir reden. Dort, wo keine Menschen zuhörten. Also liefen wir durch die Stadt in eine andere Bar.
Er erklärte mir sein Problem. Danach verstand ich ihn besser. Es ist ein Selbstwertproblem. Er hat Angst davor, dass sie ihn auslachen könne, weil er etwas blödes sagt. Oder tut.

Eine irrationale Angst. das war ihm bewusst. Dieses Problem werden wir schon in den Griff bekommen.

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Dienstag, 30. Mai 2017
Das Leben
Es genügt langsam mit den sich schließenden Türen.
Wieso öffnet sich nicht wenigstens ein beschissenes Fenster? Nur einen klitzekleinen Spalt?!

Ich weiß, dass mir das Leben nichts schuldig ist. Aber verdammt nochmal. So ein scheiß Verräter muss es nun auch nicht sein.

Morgen ist der letzte Tag um sich für Masterstudiengänge anzumelden. Es ging im Stress der letzten Wochen, Monate und der Narkolepsie unter.
Ganz abgesehen davon, stimmt mein Schnitt auch nicht. Und zu allem Überfluss habe ich morgen eine Klausur.

Ich fühle mich wie paralysiert. Ich bin bewegungs- und denkunfähig. Ich fühle mich machtlos.
Ich fühle mich, als wäre ich falsch in meinem Körper, als wäre ich in einer Parallelwelt. Stumpf. Und weit, weit weg.

Am liebsten würde ich heulen, schreien, toben. Dennoch sitze ich an meinem Schreibtisch. Und werde in 30 Min zu meiner Vorlesung aufbrechen. Aber ich schreie und heule innerlich. Ich werfe gedanklich Gegenstände durch die Gegend. Und doch sitze ich ruhig.

Ich kann nicht mehr. Ich brauche Urlaub. Abstand.
Ich habe Angst vor der Zukunft. Diese Angst lässt mich erstarren.

Schon wieder sind meine Gedanken wirr.

Ich weiß nicht, wie es nach meiner Bachelorarbeit weiter gehen soll.
Ich weiß nicht, ob ich einen Job finde in dem, was ich studiere. Ich weiß noch nicht einmal in welcher Stadt ich leben möchte. Als ich vorhin vom Einkauf zurücklief dachte ich mir "Das hier war nie mein Zuhause. Geschweige denn eine Heimat. Vielleicht wird es Zeit wieder nach Hause zurückzukehren." Und dann fiel mir ein, dass meine Heimatstadt zwar meine "Herkunft" ist. aber ein Zuhause war sie mir nie. Ich habe dort kein Zuhause. Ich habe dort keine mich liebende Familie. Ich habe zwar eine "Familie" aber Liebe ist dort keine. Eher Egoismus, Missgunst, teilweise sogar "Hass".
Keinen Partner. Kein nichts. Will ich zurück in die Stadt, die zwar wunderschön ist, aber mir so viel Schmerz und Leid bereitete?

Die Stadt in der es die schönsten Gässchen, eine wunderschöne Altstadt, nahezu italienisches Flair hat im Sommer, aber deren Einwohner mir so viel Schmerz und Leid bereitet haben?

Ich bin heimatlos.
Ich bin einsam.

Genau das ist es.

Einsamkeit.

Ich habe zwar Freunde. Sehr gute Freunde. Aber innerlich bin ich einsam. Niemand kennt das Innerste.
Ich habe zu viel Angst, man würde es verletzen.
Ich kann nicht wieder verletzt werden. Alle Menschen, denen ich vertraute, die "das Innerste" kennen, haben es wissentlich verletzt.

Genau deswegen will ich auch keinen festen Partner. Ich müsste ihm das Innerste zeigen. Und habe Angst, dass er mich deswegen nicht gern haben könnte. Oder mich verletzt, wenn er es sieht.
Also bin ich nach außen ruhig. Stark. Lasse es nicht zu, dass irgendjemand das Innerste sieht. Trage meine Rüstung.
"Je schlechter es dir geht, desto besser kleide und schminke dich." Meinte meine Uroma mal. Heute trage ich ein sexy Sommerkleid und Heels. Der Lidstrich wie mit einem Lineal gezogen.

Ich sehne mich gerade danach die Kontrolle abgeben zu können. Den Kopf auszuschalten. Aber nichteinmal Er würde es schaffen. (Abgesehen davon sehe ich ihn frühestens am Wochenende in meiner Heimatstadt.)

Das würde heute nur einer schaffen. Und das ist unmöglich. Dieser Mann ist unmöglich. Es täte mir gut, wie einem Junkie, wenn die Drogen durch seine Venen fließen.. aber danach..Das Erwachen. Das Auftreffen auf dem kalten Boden der Realität. Es brächte mich um. Daher verbannte ich diesen Mann aus meinem Leben. Ab und zu spukt er in meinem Kopf. Ab und zu erreicht mich noch eine Nachricht. So auch vergangenen Donnerstag. Ich blieb standhaft. Aber ausgerechnet jetzt wäre er der einzige Ausweg aus meinem Zustand.
Auch wenn dieser Ausweg nur eine Temporäre Flucht - ein Verschließen der Augen vor der Realität wäre - genau das bräuchte ich jetzt...

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Freitag, 26. Mai 2017
Er, ich und die Blase.
Er hat mich gerettet und weiß es nicht einmal.
Nach dem gestrigen Tief mit den Nebenwirkungen der Tabletten und dem Stress der Familie.

Er schrieb mir gestern Abend, nachdem er von nem Festival heimkam. "ich bin zu hause und betrunken und ein bisschen geil" Schon bei dieser WhatsApp wusste ich worauf er hinaus wollte. Ich weiß nur nicht ob es der Anschlag einer Hoffnung war oder einer Befürchtung.
Jedoch wusste ich, bevor die Frage explizit gestellt wurde, ich würde zu ihm fahren. Obwohl wir für die Nacht von Samstag auf Sonntag verabredet waren.

Er meinte per WhatsApp er wäre betrunken und zu nichts als Löffelchen-liegen fähig, aber würde sich freuen.

Große Verwirrung meinerseit. WAS zur Hölle machen wir da? Was zur Hölle mach ICH jetzt? Fahren oder bleiben. Nachgeben oder standhaft bleiben. Wir haben doch nur Sex & Reden. Wieso soll ich zum Schlafen vorbei kommen? Ists für ihn doch mehr? Was sagt das über mich aus, wenn ich fahre? Ists für mich doch mehr? Freue ich mich darüber oder fürchte ich mich davor?

Das Auto meiner Mutter müsse ich bis 8 Uhr zurück gebracht haben. Ich schrieb ihm ich müsse um halb 8 aufbrechen. er meinte zwar es wäre sein freier Tag, aber das bekämen wir hin.

Also schnell ins Bad, Brille runter, Linsen rein. Lidstrich behelfsmäßig ziehen (Er war ja eh betrunken und wir würden nur schlafen). Grob die Beine rasieren (Aufgrund eines miesen Sonnenbrands fiel das die letzten Tage aus). Parfum auflegen - raus zur Türe, rein ins Auto. Schnell auf den Weg zu IHM. Schnell zum Kopf ausschalten.
Schnell die Realität verlassen.
Er öffnete die Türe in Boxershorts und einem kanariengelben Shirt.
Scheinbar wirklich nur schlafen.
ER trägt sonst immer Hemd, Chinos, Anzugschuhe, Jackett und Einstecktuch. (Ohne Einstecktuch fühlt er sich nackt.:D)
Ein Begrüßungskuss folgte. Er ging weiter in die Wohnung. ich zog meine Jacke und Schuhe aus und folgte ihm.
Er lag schon im Bett. Gut, dann gehen wir jetzt ins Bett. Ich schälte mich aus meiner Jeans. Keine Schlafshorts für mich. Gut. Mein Höschen reicht mir auch.
Endlich in seinem Arm. Der Fernseher läuft. Zum ersten Mal läuft der Fernseher. Keine Ahnung was gerade genau läuft.
Ich liege auf seiner Brust in seinem Arm. Mein Arm auf seinem Bauch.
Ich bin entschleunigt. Ich höre seinen Atem.
Ich spüre die Wärme, die von ihm ausgeht.
Er erzählt vom Festival. Von seinen Freunden. Er redet und redet und redet. Und ich lausche seinen Worten. Der Kopf ist frei.
Der Geist ist frei. Kein Stress mehr. Kein Hass. Keine Unruhe. Ich weiß, auch ihm tut es gut mir zu erzählen. Er hat immer viel zu erzählen. Er braucht das.
Auch er hat ein "Defizit".
Er hat Angst, übersehen zu werden.
Er hat Angst, nicht wichtig zu sein.
Er hat Angst, nicht zu genügen.
Und trotz der Fassade des geselligen Lebemanns ist er einsam. Auf der Suche. Wonach? Genau kann ich es noch nicht sagen.
Er hängt noch an seiner Ex.
Er streitet es jedes Mal ab. Aber ich kann es sehen. Ich kann es hören. Manchmal sogar seinen Schmerz darüber fühlen.
Wir tun uns gut. Ich nehme ihn als Mensch, so wie er ist, nicht als das, was er versucht darzustellen.
Er nimmt mich. Mit all meinen Launen und Defiziten. Wir verbringen eine gewisse Zeit miteinander und jeder geht seines Weges.
In "Unserer Blase" (seiner Wohnung) sehen wir die Außenwelt nicht. Evtl. durch kurze WhatsApp Nachrichten. Aber ansonsten sind wir total abgeschirmt. Keiner da draußen weiß über uns bescheid. Es ist unser Geheimnis.

Es tut mir gut.
Er tut mir gut.

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